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Sivan Karnieli

Das Blau des Himmels


Michaeli 2021.

Wenn ich in dieser Zeit in den Himmel blicke, staune ich immer wieder, wie blau der Himmel sein kann. Eine grosse Tiefe und Weite kommt mir entgegen. Wie ein grosses lichtes Wesen umhüllt mich dieses Blau. Ich schaue hinauf in eine unendliche Geborgenheit. Ich schaue hinein in mein eigenes kosmisches Wesen. Wenn das Licht dieses blauen Himmels in die sich golden färbenden Blätter der Bäume fällt und diese ihm wie mit einem inneren Leuchten antworten - oder vielmehr mit ihm zusammenklingen – spüre ich Wehmut, aber auch eine geisterfüllte Gegenwart. Ich fühle mich angeschaut von der Schöpfung. Ich werde beschenkt mit diesem inneren Reichtum des Lichts und der goldenen Sinneswärme der Michaelizeit aus der Weite des tiefen Himmelblaus.

Wer schaut mich an? An was erinnert mich dieser Blick? Wie unendlich milde er ist! Wie liebevoll mich beschenkend. Wie ernst aber auch in dieser Liebe! – Habe ich nicht einen kosmischen Auftrag? Wohin gehe ich? Ist dieses Licht nicht wie ein Geschenk für meinen Weg? Wo finde ich es in mir?

Es ist warm – so herzerwärmend! Es zieht ein in mich, spricht so direkt zu meinem Fühlen. Ich verstehe, dass Rudolf Steiner sagte, Michael wäre in die Seelen der Menschen eingezogen. Nun können die Herzen Gedanken haben! Mi-cha-El heisst auf hebräisch: Wer ist wie Gott? Übersetzt: Bist Du göttlich? Bist du ein schöpferisches Wesen? Herzdenken ist in diesem Sinne ein schöpferisches Denken; die Gedanken werden von unserem inneren, warmem Licht gedacht und gefühlt. Wir können es mit Michael so wollen. Darin sind wir frei.

Michael bleibt uns in seinem Lichte treu. Sein Leuchten ist unsere innere Freiheit, die wir über die Schwelle der äusserlich dunkel werdenden Welt tragen.

Unsere Freiheit aber ist auch Licht für ihn. In unserer Treue zu seinem Geschenk, finden wir erst zu unserem kosmischen Auftrag.


Else Lasker-Schüler wusste um dieses Blau des Himmels. – »In sich muß man ihn suchen, er blüht am liebsten im Menschen. Und wer ihn gefunden hat, ganz zart noch, ein blaues Verwundern, ein seliges Aufblicken, der sollte seiner Blüte Himmel pflegen. Von ihr gehen Wunder aus; unzählige Wunder ergeben Jenseits. Könnte ich nur immer um mich sein, der himmlischen Beete möchte ich ziehen. Wie man mit sich versöhnt sein kann, und Eigenes sein Ewiges küßt. [...] Zweitönig Pochen, vertrautes Willkommen. Rundeilen meine Gedanken um mich, um alles Leben – das ist die große Reise um aller Herzen Schellengeläut und Geflüster, über Wälle, die Jubel aufwarf, über Gründe, der Versunkenheit; und falle in Höhlen, die der Schreck grub – und immer seine Herztapfen wiederfinden, seinen Blutton, bis man den ersten Flügelschlag in sich vernimmt, sein Engelwerden – und auf sich hinabblickt – süße Mystik. [...] Was wissen die Armen, denen nie ein Blau aufging am Ziel ihres Herzens oder am Weg ihres Traums in der Nacht. Oder die Enthimmelten, die Frühblauberaubten. Es kann der Himmel in ihnen kein Licht mehr zum blühen finden.«


Es geht um das eigene Engelwerden im Angesicht Michaels. Das Blau seines Himmels möchte in uns das Licht finden, um in uns selbst zu blühen!

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